Der Kipppunkt des grönländischen Eisschilds – überschreiten wir eine kritische Schwelle?

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Einleitung: Warum Grönlands Eis eine tickende Zeitbombe ist

Der grönländische Eisschild ist eines der größten zusammenhängenden Eismassen der Erde – und gleichzeitig einer der entscheidenden Faktoren für den globalen Meeresspiegelanstieg. Er enthält genug gefrorenes Wasser, um die Weltmeere um über 7 Meter ansteigen zu lassen.

Doch Wissenschaftler:innen warnen: Das Schmelzen des grönländischen Eisschilds könnte bald einen Kipppunkt erreichen, der unumkehrbare Folgen für unser Klima hätte.

Aber was genau bedeutet ein Kipppunkt? Wie weit ist der grönländische Eisschild bereits destabilisiert? Und was passiert, wenn dieser Schwellenwert überschritten wird?


1. Der grönländische Eisschild: Ein Riese im Wandel

Grönland ist die größte Insel der Welt – und ihr Eis bedeckt rund 80 % der Fläche. Doch dieses gigantische Eissystem ist nicht stabil.

📍 Fakten zum grönländischen Eisschild:

  • Er ist bis zu 3.200 Meter dick und umfasst rund 2,85 Millionen Kubikkilometer Eis.
  • Seit den 1990er-Jahren verliert er durchschnittlich 270 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr.
  • Der Schmelzprozess beschleunigt sich: In den letzten 20 Jahren hat sich der Eisverlust verdreifacht.

Der Grund für diese dramatische Entwicklung liegt in der globalen Erwärmung – und dem Risiko eines Kipppunkts.


2. Was ist ein Kipppunkt – und warum ist er so gefährlich?

Ein Kipppunkt ist ein kritischer Schwellenwert, bei dessen Überschreiten eine Entwicklung nicht mehr gestoppt oder rückgängig gemacht werden kann.

📉 Was passiert, wenn der Kipppunkt des grönländischen Eisschilds überschritten wird?
Selbstverstärkendes Schmelzen: Durch den Eisverlust sinkt die Oberfläche des Eisschilds auf wärmere Höhenlagen, wodurch sich das Schmelzen weiter beschleunigt.
Freisetzung von Süßwasser: Das Abschmelzen von Grönlands Eis beeinflusst die Meeresströmungen – insbesondere den Golfstrom.
Unumkehrbarer Meeresspiegelanstieg: Selbst wenn wir alle Emissionen stoppen würden, könnte das Schmelzen weitergehen.

Einmal überschritten, könnte dieser Kipppunkt eine Kettenreaktion im Klimasystem auslösen.


3. Sind wir bereits an diesem Kipppunkt?

Mehrere Studien deuten darauf hin, dass der Kipppunkt des grönländischen Eisschilds näher ist als bisher gedacht.

🔬 Zentrale Forschungsergebnisse:

  • Eine 2020 veröffentlichte Studie zeigt, dass Grönland mittlerweile mehr Eis verliert als durch Schneefall nachkommt – ein mögliches Zeichen für einen Kipppunkt.
  • Modellrechnungen deuten darauf hin, dass ein Temperaturanstieg von 1 bis 3 °C ausreichen könnte, um das unaufhaltsame Schmelzen zu aktivieren.
  • 2023 wurde bestätigt, dass die Schmelzrate an den Gletscherfronten sich drastisch beschleunigt.

Da die globale Durchschnittstemperatur bereits um 1,2 °C gestiegen ist, könnten wir uns bereits in einer kritischen Phase befinden.


4. Folgen für den Meeresspiegel und die Welt

Der größte Effekt eines kollabierenden Eisschilds ist der Meeresspiegelanstieg – aber das ist nicht die einzige Gefahr.

🌍 Globale Konsequenzen:
📌 Meeresspiegel: Grönlands Eis könnte langfristig bis zu 7,4 Meter zum Meeresspiegelanstieg beitragen.
📌 Golfstrom-Abschwächung: Das Schmelzwasser verdünnt den Salzgehalt im Atlantik – was die atlantische Umwälzströmung (AMOC) gefährdet.
📌 Extreme Wetterereignisse: Veränderungen der Meeresströmungen könnten Hitzewellen, Dürren und Stürme verstärken.

Länder mit tief liegenden Küstenregionen – von den Niederlanden bis Bangladesch – wären die ersten Leidtragenden.


5. Gibt es noch eine Chance, das Schmelzen zu stoppen?

🚨 Kurz gesagt: Wir haben ein schmales Zeitfenster, um den Kollaps des Eisschilds zu verhindern.

Laut Klimaforscher:innen müssen wir:
Den CO₂-Ausstoß drastisch senken, um die Erwärmung auf maximal 1,5 °C zu begrenzen.
Schutzmaßnahmen für bedrohte Küstenregionen entwickeln.
Besser überwachen, wie sich Grönlands Gletscher verhalten, um frühzeitig zu reagieren.


Fazit: Das Eis schmilzt – die Zeit läuft ab

Die Forschung zeigt klar: Das Schicksal des grönländischen Eisschilds hängt direkt mit unserem CO₂-Ausstoß zusammen.

Ob wir den Kipppunkt bereits überschritten haben, ist noch unklar – aber eines ist sicher: Wenn wir jetzt nicht handeln, werden kommende Generationen die Konsequenzen tragen.